Hong Kong

Am 1. Oktober wird in China die Gründung der Volksrepublik gefeiert, weshalb drei Tage arbeitsfrei sind. Gemeinsam mit allen anderen arbeiteten wir am Wochenende davor, um die ganze Woche frei zu haben. Wir hatten geplant, über die Feiertage nach Tokyo und Hongkong zu reisen.

Alles läuft schief

Voller Vorfreude auf die bevorstehenden Ferien arbeiteten wir auch sonntags, bis uns die schlechte Nachricht erreichte. Wegen eines Taifuns war unser Flug nach Tokyo gestrichen worden. Geplant war, dass wir am Sonntagabend mit dem Zug nach Shanghai fahren, und um 2:00 Uhr morgens nach Tokyo fliegen. Gemeinsam mit unserer Kontaktperson des HR in China, die uns die Flüge gebucht hatte, versuchten wir einen neuen Flug zu finden. Wir wollten sogar ohne Flugbuchung an den Flughafen gehen, allerdings verpassten wir wegen eines Staus bereits in Wuxi unseren Zug. Dies stellte sich im Nachhinein als Glücksfall heraus. Nach langer Diskussion beschlossen wir schweren Herzens, am Montagnachmittag nach Hongkong zu fliegen und auf den Aufenthalt in Tokyo zu verzichten. Spätabends buchte unsere Kontaktperson neue Zugtickets und den Flug nach Hong Kong.
Also gingen die Ferien erst am Morgen des 1. Oktobers los. Mit Mühe fanden wir in Wuxi unseren Zug, da dieser an einer anderen Stelle abfuhr, als wir es uns gewohnt waren. Erleichtert nahmen wir im Zug Platz. „Wenigstens nach Shanghai kommen wir“, dachten wir uns. Weil wir nun in Hong Kong vier Tage früher als angenommen ankommen würden, buchten wir im Zug kurzfristig ein Hostel. Am Flughafen lief dann wieder alles normal, so dass wir um 17:30 Uhr in Hongkong landeten und etwa eine Stunde später im Hostel einchecken konnten. Diese zwei Tage, die von Höhen und Tiefen geprägt waren, fanden einen versöhnenden Abschluss. Das Hostel-Team führte alle interessierten Gäste zur Promenade, um das grosse Feuerwerk anzusehen. Viermal im Jahr findet dies statt, nämlich zu Neujahr, dem chinesischen Neujahr, dem 1. Juli, an dem Hongkong von Grossbritannien an China abgetreten wurde, und dem Nationalfeiertag. Was wir während dem 20-minütigen Spektakel zu sehen bekamen, war kaum in Worte zu fassen. Laut dem Besitzer des Hostels kostete das gigantische Feuerwerk umgerechnet eine bis eineinhalb Millionen Franken.

Einzigartiges Hongkong

Bereits bei unserer Ankunft hatten wir bemerkt, dass sich Hongkong stark von chinesischen Städten unterscheidet. Einerseits sind die Städte in China sauberer als Hongkong und in Hongkong trifft man viel mehr ausländische Touristen, was wohl der leichteren, visafreien Einreise geschuldet ist. Andererseits umgibt Hongkong eine ganz spezielle Atmosphäre. Die doppelstöckigen Trams und Busse, wie auch viele ältere Gebäude, verbreiten britischen Charme. Kein Wunder, war Hongkong doch bis 1997 eine britische Kolonie. Dazu kommt die wunderschöne Lage der Stadt, teils auf einer Insel, teils auf dem Festland, umgeben von Hügeln und getrennt durch das Meer.
An unserem ersten ganzen Tag in Hongkong gingen wir einkaufen, denn wir hatten vor, an den Strand zu gehen, weshalb wir noch Badehosen brauchten. Am Nachmittag hatte unser Hostel wieder eine Tour organisiert. Gemeinsam wanderten wir auf den Victoria Peak, von dem man eine tolle Aussicht über die Stadt hat. Auf der einstündigen Wanderung lernten wir neue Leute kennen und konnten den herrlichen Ausblick über Hongkong Island geniessen.

Gestrandet am Strand

Am Mittwoch fuhren wir mit dem Bus zum bekanntesten Strand Hongkongs, dem Repulse Bay Beach. Bereits die Busfahrt war sehr eindrücklich, weil sie eine gute Aussicht auf das Meer und die umliegenden Hügel bot. Am Strand konnten wir uns die besten Plätze aussuchen, da der Strand nicht sehr gut besucht war. Umgeknickte Bäume bezeugten die Schäden des Taifuns Mangkut, der Hongkong vor gut drei Wochen heimgesucht und verwüstet hatte. Trotzdem genossen wir die Sonne und das Baden im Meer, bevor wir uns auf den Weg zurück machten.
Sandros Bruder, der am Donnerstag 18. Jahre alt wurde, und eine Kollegin von ihm reisten nach Hongkong, weshalb wir uns am Mittwochabend, gleich nach ihrer Ankunft, zum Essen treffen wollten. An der Bushaltestelle reihten wir uns brav ein und warteten auf den nächsten Bus. Da vier verschiedene Buslinien an unseren Zielort führten, fuhr normalerweise alle fünf bis zehn Minuten ein Bus. Als nach 20 Minuten immer noch kein Bus gekommen war und die Warteschlange immer länger wurde, wurden wir langsam ungeduldig. Unzählige Busse waren schon in die andere Richtung gefahren, aber keiner war zurückgekommen. Als der Verkehr in die entgegengesetzte Richtung zu stocken begann, und mehrere Polizisten die Kolonne überholten, konnten wir uns denken, dass vermutlich ein Verkehrsunfall die Ursache der Verspätung war. Inzwischen wuchsen einerseits die Warteschlange, andererseits auch die Ungeduld und der Frust der Wartenden. Als wir endlich in einen Bus einsteigen konnten, hatten wir bereits mehr als zwei Stunden gewartet.
Aus dem gemeinsamen Abendessen wurde zwar nichts, jedoch trafen wir Sandros Bruder später noch, um zusammen seinen Geburtstag zu feiern.

Neuankömmlinge

Während Sandro am Donnerstag etwas mit seinem Bruder unternahm, fuhren wir anderen erneut zum Strand und entspannten dort tagsüber. Dieses Mal klappte es dann auch mit der Busfahrt und dem gemeinsamen Nachtessen. Am gleichen Abend kam es zu einem weiteren Wiedersehen. Leandros Vater, seine Schwester und seine Stiefschwester machten ebenfalls Urlaub in Hongkong, um ihn zu besuchen. Verständlicherweise war seine Familie nach der Reise sehr müde, jedoch trotzdem sehr erfreut, Leandro wiederzusehen.
Am nächsten Tag mussten wir umziehen, da wir das Hostel nur für vier Nächte gebucht hatten. Um in unser neues Hotel, in dem auch alle anderen Verwandten und Bekannten logierten, zu kommen, mussten wir von Hongkong Island nach Kowloon kommen. Diese beiden Teile der Stadt sind vom Meer getrennt. Die Seite zu wechseln ist unter anderem mit dem Taxi oder der Metro möglich, wir nutzten jedoch eine der schönsten und günstigsten Methoden, die Seite zu wechseln. Mit der Fähre, die Hongkong Island bereits seit über 100 Jahren mit Kowloon verbindet, fuhren wir nach Tsim Sha Tsui, wo unser neues Hotel liegt.
Alle zusammen erkundeten wir die Stadt und trafen uns später mit einem Bekannten von Leandros Vater, der seit 20 Jahren in Hongkong lebt, zum Abendessen. Dieser führte uns in ein indisches Restaurant, welches wir selbst niemals gefunden hätten. Das Restaurant befindet sich im zweiten Stock über einer Apotheke, und nur ein kleines Schild weist den Weg hinauf. Das Abendessen schmeckte vorzüglich und wir wurden danach weiter durch Hongkong geführt. Erst wurde uns eine kleine Bar gezeigt, die ebenso versteckt war wie das Restaurant zuvor, danach fuhren wir mit der Fähre bei Nacht durch den Hafen. Die Stadt wirkte bei Nacht noch grösser und imposanter, als sie es bereits bei Tag getan hatte.

Die höchste Bar der Welt

Am Samstag wollten wir alle zusammen noch einmal auf den Victoria Peak gehen. Dieses Mal nahmen wir allerdings den Bus, das zweitschnellste Mittel, um auf den Peak zu kommen. Am schnellsten ist die Standseilbahn „The Peak Tram“, jedoch steht man dort teilweise bis zu drei Stunden Schlange. Nach einem gemütlichen Abend gingen wir zurück in unser Hotel, bevor unser letzter Tag in Hongkong bevorstand.
Am Sonntag gingen wir ein letztes Mal zum Strand, der uns von Mal zu Mal besser gefiel, da wir in einer Stadt wie Hongkong keine so tollen Strände erwartet hatten. Den Sonnenuntergang sahen wir uns aus der obersten Etage des höchsten Wolkenkratzers in Hongkong an. Dort, im 118. Stock, befindet sich nämlich die Ozone-Bar, die am höchsten über Boden gelegene Bar der Welt. Mit einem überaus teuren Drink in der Hand genossen wir die letzten Stunden unseres Urlaubes und natürlich den fantastischen Blick über Hongkong.
Am Sonntagabend verabschiedeten wir uns bereits von Leandros Familie, deren Weiterflug bereits früh am Morgen startete. Montags gegen Mittag machten auch wir uns auf den Weg an den Flughafen, nachdem wir uns von den anderen verabschiedet hatten. Für einmal gab es keine Zwischenfälle auf unserer Reise und wir konnten via Shanghai zurück nach Wuxi reisen. Müde, aber mit vielen gesammelten Erinnerungen und Eindrücken bereiteten wir uns auf unsere letzte, verkürzte Arbeitswoche in China vor.

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