Yellow Mountains

Schon lange spielten wir mit dem Gedanken, in den Yellow Mountains, einem bekanntem Gebirge in China, wandern zu gehen. Als uns dann Leopold, ein ETH-Student, der bei Bühler Wuxi ein Praktikum macht, erzählte, dass die von ihm gebuchte Tour noch zu wenig Anmeldungen habe, waren wir sofort dabei.

Reise nach Huangshan

Am Freitagnachmittag startete unser Abenteuer. Der Treffpunkt war beim People’s Square in Shanghai um 18:30 Uhr. Da wir aus Wuxi noch mit dem Zug und der Metro dorthin reisen mussten, durften wir bei der Arbeit etwas früher gehen. Unser Zug hatte allerdings 20 Minuten Verspätung, und da man in China immer genug früh am Bahnhof sein muss, durften wir rund 45 Minuten am Bahnhof warten. Wegen der Verspätung kamen wir dann auf die Sekunde genau am Treffpunkt an, wo sich ein Grossteil unserer Gruppe bereits versammelt hatte. Im unbequemen Reisebus ging es in Richtung Huangshan in der Provinz Anhui. Als wir nach einer langen Fahrt um etwa 1:00 Uhr morgens unser Hotel erreichten, wollten wir einfach nur noch schlafen gehen. Doch allzu lange wurden die Betten nicht benutzt. Nach dem Frühstück ging es mit dem Bus weiter in die Altstadt von Huangshan, in welcher wir eine gute Stunde durch die Strassen gingen und dabei verschiedenste Läden besuchten. Währenddessen betonte unsere Reiseleiterin Jingru immer wieder, dass die Wanderung sehr anstrengend wird. Es gäbe nämlich auch die Möglichkeit, die Seilbahn für den ersten Streckenabschnitt zu nehmen. Wir liessen uns aber nicht abschrecken und so standen wir nach dem Mittagessen und einer weiteren einstündigen Busfahrt endlich am Fuss des Gebirges.

Verspätete Abkühlung

Kaum hatte der Aufstieg begonnen, wurde uns klar, dass Jingru nicht übertrieben hatte. In China sind die Wanderwege, wenn man sie denn so nennen kann, ganz anders als in der Schweiz. Gewandert wird hier mehrheitlich auf Treppen, da man so sehr schnell an Höhe gewinnen kann. Allerdings beginnen mit der Zeit auch die Knie zu schmerzen, und so waren wir erleichtert, als wir nach etwa zwei Stunden unsere Unterkunft für die Nacht erreichten. Fertig war die Wanderung deshalb noch lange nicht. Von unserem Hotel konnte man eine Rundwanderung durch das Gebirge machen. Dabei hatten wir eine fantastische Aussicht über die zerklüftete Felslandschaft. Das aufkommende Wolkenmeer machte den Anblick nur noch spezieller.
Während dem Aufstieg brannte die Sonne herunter, auf 1600 Metern über Meer lagen die Temperaturen ungefähr bei 20 Grad. Und auf der zweiten Wanderetappe erhielten wir die beim Aufstieg ersehnte Abkühlung. Es begann wie aus Eimern zu schütten und innerhalb von Sekunden durchnässte der Regen alle Kleidungsstücke. Zum Glück befanden wir uns bereits auf dem Rückweg, denn ob man es glaubt oder nicht, wir begannen zum ersten Mal in China zu frieren. Immer noch völlig durchnässt ging es zuerst zum Abendessen, bevor wir endlich aus den Kleidern und unter die Dusche konnten.
Obwohl unser Zimmer das Fünffache vom Doppelzimmer in Huangshan kostete, war es ein Gruppenzimmer mit acht Betten, welches auch deutlich unkomfortabler war. Deshalb hatte es auch viele Chinesen, die rund um das Hotel ihre Zelte aufgeschlagen hatten, oder in der Eingangshalle der Unterkunft in Stühlen schliefen. In den Gängen standen ebenfalls Betten, in denen einige ihren Schlafplatz fanden. Die hohen Preise liessen sich dadurch erklären, dass die Seilbahn nur Personen transportiert. Das bedeutet, alles Material muss mühsam die Treppen hochgetragen werden.

Die Altstadt von Huangshan
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Frühaufsteher

Am Sonntagmorgen war geplant, den Sonnenaufgang anzusehen. Dieser sollte um exakt 5:19 Uhr beginnen. Da die Betten sowieso nicht sehr bequem waren, fiel es uns nicht schwer, bereits um halb fünf aufzustehen. Gemeinsam wanderten wir zu einem Aussichtspunkt, bei dem wir feststellten, dass wir nicht die einzigen waren, die sich das Spektakel ansehen wollten. Gespannt warteten wir nun, suchten die besten Plätze um Fotos zu machen oder den Anblick einfach nur zu geniessen. Doch kurz davor schoben sich einige Wolken vor die Sonne und zerstörten unsere Hoffnungen von einem tollen Sonnenaufgang. Etwas enttäuscht gingen wir in unser Zimmer zurück, um uns etwas auszuruhen, bevor es dann um 7:00 Uhr bereits mit dem Abstieg weiterging.
Dieser Abstieg entpuppte sich dann aber erst als weitere Rundwanderung, bei der wir das Gebirge noch bei Sonnenschein bestaunen konnten. Als es dann nach etwa zwei Stunden an den wirklichen Abstieg ging, konnten wir zwischen drei verschiedenen Routen wählen. Die erste Route war für uns keine Option, denn diese beinhaltete nur die Seilbahnfahrt nach unten. Die zweite Route ging direkt in den Abstieg, wogegen die dritte Route noch einen Umweg über den Tiandu Peak, den höchsten begehbaren Punkt der Yellow Mountains, beinhaltete. Das wollten wir auf keinen Fall verpassen und nahmen die anstrengendste Route in Angriff.

Viele Leute warteten auf den Sonnenaufgang
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Tiandu Peak

Bereits der Weg bis zum Fuss des Tiandu Peak hatte es in sich. Die Treppen schlängelten sich dem Gebirge entlang und trugen uns hoch hinaus und gleich darauf wieder herunter. Beim ersten Anblick des Tiandu Peak, oder besser gesagt dem Weg hinauf, mussten wir kurz leer schlucken. Eine schmale, steile Treppe, die nicht zu enden schien, führte bis zum Gipfel. Entschlossen, bis ganz nach oben zu kommen, wanderten wir los. Beim Aufstieg überholten wir einige Leute, welche den Gipfel auf allen Vieren erklommen. Das letzte Stück bis zur Bergspitze führte über einen schmalen Grat, bei dem es auf beiden Seiten mehrere hundert Meter in die Tiefe ging. Nach unzähligen Stufen bot sich uns eine neblige Aussicht. Leicht konnte man andere Gipfel erahnen, aber richtig sehen konnte man wenig. Trotzdem setzten wir uns etwas hin und genossen die Natur. Dafür wurden wir belohnt. So schnell wie es am vorherigen Tag zu regnen begonnen hatte, so schnell verzogen sich jetzt die Wolken und offenbarten uns einen herrlichen Ausblick. An den Abstieg wollte nun ausser Jingru niemand denken. Aber da wir einen ungefähren Zeitplan hatten, mussten wir langsam aber sicher mit dem endgültigen Abstieg beginnen. Es wurde noch einmal anstrengend, der Weg hinunter entwickelte sich zu einer wahrhaften Kletterpartie. Stellenweise waren die Wege zwischen zwei Felsen so schmal, dass wir uns durchquetschen mussten. Nach weiteren eineinhalb Stunden standen wir endlich wieder am Fuss der Yellow Mountains.

Ein Teil der Treppe zum Tiandu Peak
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An diesem ereignisreichen Wochenende machten wir über 1000 Höhenmeter pro Tag, was am nächsten Tag für ordentlichen Muskelkater sorgte. Der Ausflug in die Yellow Mountains hat uns sehr gefallen, weil wir auch einmal aus den Grossstädten herauskamen und die Natur Chinas sehen konnten. Abschliessend möchten wir uns noch bei Leopold bedanken, dass er uns für diesen Ausflug gefragt hat und uns einige tolle Bilder zur Verfügung stellt.

6 Kommentare

  1. Hallo zusammen
    Mit viel Interesse verfolgen wir Eure Beiträge. Ich finde das toll, dass Ihr in Eurer Freizeit so viel unternehmt um Land und Leute kennen zu lernen. Vielen Dank für die top geschriebenen Beiträge und eindrucksvollen Bilder.
    Ich wünsche Euch weiterhin einen guten Aufenthalt in China mit weiteren spannenden Erlebnissen.
    Beste Grüsse
    Roger Frauenknecht

  2. Grüezi mitenand

    Cool zu sehen, was Sie alles erleben und sehen!
    Coole Fotos! 🙂

    Ich hoffe es geht Ihnen allen gut und freue mich auf den kurzen, persönlichen Erfahrungsbericht von Jannis am Freitag… 😉

    Machet Sie’s guet…!

    Herzliche Grüsse
    Roger Hollenstein

  3. Hallo Roger
    Es freut uns, dass der Blog so gerne gelesen wird. Wir lernen jeden Tag etwas Neues kennen, geniessen hier die Zeit und freuen uns auf weitere erlebnisreiche Tage.
    Freundliche Grüsse
    Team Wuxi

  4. Guten Tag Herr Hollenstein
    Es freut uns das sogar die Lehrer unseren Blog lesen, und auch noch eine gute rückmeldung geben 
    Ich werde mit freude meine Eindrücke aus China teilen.
    Freundliche Grüsse
    Team Wuxi

  5. Grüezi Frau Bärlocher
    Ja die Aussicht war wirklich sehr schön und auch sehr interessant mit den Mitreisenden zu reden.
    Freundliche Grüsse
    Team Wuxi

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